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Verantwortungsvolle Lehre?
Workshop des StAStuL in der DGEKW
Workshopleitung: Ständiger Ausschuss für Studium und Lehre der DGEKW

Wie lehren wir Ethnografie und Kritik in Zeiten gesellschaftlicher Krisen? Fragen der Forschungsethik und der (politischen) Positionierung im Feld stehen spätestens seit den 1980er Jahren im Fokus kulturwissenschaftlicher Forschung und werden zuletzt wieder verstärkt diskutiert (z.B. Heimerdinger/Näser-Lather 2024; Eckhardt/Klausner 2023; Gaillinger/Klaß 2024; Dilger/Welz/Binder/Kirsch 2025; Reznikova/Bäumel 2025). Wie aber steht es um die Ethik und das Politische in der Lehre? Bereits 1990 haben Studierende der “Zweiten und letzten studentischen Volkskundetagung” (Stadelmann/Staufer-Wierl 1992) in Wien die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit in der Lehre untersucht, indem sie ihre Verwirrung und Nöte im Fach dokumentierten und die Frage nach dem ‘gesellschaftlichen Nutzen’ und der Verantwortung der Volkskunde aufwarfen.

Vor dem Hintergrund multipler Krisen der Gegenwart ist diese Frage aktueller denn je, weshalb der StaStuL einen institutionen- und standortübergreifenden Austausch darüber anregen möchte.

In einer durch Krisen verunsicherten Gesellschaft übernehmen Lehrende eine Vielzahl von Verantwortlichkeiten bzw. werden ihnen diese übertragen. Universitäten und kulturelle Institutionen sollen aktiv an der Gestaltung damit verbundener gesellschaftlicher Diskurse mitwirken. In der Lehrpraxis fällt dieser Anspruch auf einzelne Individuen zurück und trifft im universitären wie außeruniversitären Bereich auf zahlreiche Unsicherheiten und unbestimmte Leerstellen, so etwa postpandemische Belastungserscheinungen, sich wandelnde tagespolitische Gestimmtheiten, mit technischen Weiterentwicklungen einhergehenden Anpassungsdruck und klimabedingte Zukunftsängste. Sowohl Studierende, als auch Lehrende führt dies auf ethisches Neuland und eröffnet die Frage, was Verantwortungsübernahme in Universität und Gesellschaft überhaupt bedeutet.

In Zusammenarbeit mit den studentischen Vertreter_innen der DGEKW möchte dieser Workshop Raum geben, die aktuellen Anforderungen und Herausforderungen in der Lehre und Vermittlung zu diskutieren.

Dabei sollen insbesondere drei Dimensionen von Verantwortung diskutiert werden:

  • Verantwortung gegenüber Studierenden: Wie sensibilisieren wir für Ethik im Umgang mit Forschungsdaten und -partner_innen? Wie vermitteln wir die Notwendigkeit von Grenzziehungen (auch gegenüber uns selbst, etwa hinsichtlich eigener Ressourcen)? Wie qualifizieren wir Studierende dazu, sich aktiv an Debatten zu beteiligen?
  • Verantwortung gegenüber der Gesellschaft: Wie positionieren wir uns angesichts wachsender gesellschaftlicher Polarisierung in einem zunehmend verengten Diskursraum? Wie agieren wir im Spannungsfeld entgegengesetzter Entwicklungen einer ent- oder hyperpolitisierten Universität, an die der Anspruch gestellt wird, eine gesellschaftlich transformative Kraft zu sein?
  • Verantwortung gegenüber der Wissenschaft: Wie bewahren wir die Unschuld der Wissenschaft (Bourdieu 2002; Wietschorke 2024)? Wie balancieren wir zwischen Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsverantwortung? Wie lehren wir die Studierenden angesichts der zunehmenden Rolle der Künstlichen Intelligenz zu lesen, zu kritisieren, zu forschen und die gesellschaftliche Realität zu beschreiben?

Kann es sein, dass die Irritationen in der Lehre auch unsere Unsicherheiten widerspiegeln, mit womöglich obsoleten Methoden die Realität von der Projektion nicht mehr unterscheiden zu können? Auf welche fachspezifischen Kompetenzen können wir uns besinnen, um Antworten zu finden? Unser Workshop beschäftigt sich mit der Aktualisierung und Anpassung etablierter Praktiken des Lehrens und Lernens im Fach. Dabei wollen wir nicht nur nach Möglichkeitsräumen fragen (was können wir tun?), sondern besonders bereits vorhandene Antworten oder Best Practices (was tun wir bereits?) in den Blick nehmen.

Christian-Albrechts-Universität Kiel

TU Dortmund, Emil-Figge-Straße 50 (Foto: Roland Baege)
TU Dortmund, Emil-Figge-Straße 50 (Foto: Roland Baege)

Veranstaltungsgebäude 2

Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund
Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund