Panel B

Fixieren, animieren, kontrollieren

Temporale Ordnungen in Fotografie und Film

Leitung: Dr. Torsten Näser (Göttingen)

N. N.

Einführung und Moderation

Der Faktor Zeit ist für die Medien Fotografie und Film konstitutiv. Die Diskurse darüber enthalten vielfältige Bezüge zur besonderen Temporalität fotografischer und filmischer Bilder und Narrative. Die ihre Gegenstände aus dem Kontinuum der Zeit scheinbar herauslösende Fotografie wird etwa als Bewahrungs- und Erinnerungsmedium par excellence verhandelt. Sie produziert Bilder, denen eine starke ikonisch-indexikalische Ähnlichkeitsbeziehung zu den Objekten, die sie zeigen, unterstellt wird, und die grundlegend ist für ihren Aufzeichnungscharakter. Fotografierende werden in den Status von Chronist*innen erhoben, deren Bilder zur Errichtung, Aufrechterhaltung und Fortschreibung von Periodisierungen, Erinnerungskulturen und Zeitregimen genutzt werden. Die bewegten Bilder des Films wiederum erlauben es, Zeitspannen und -verläufe sichtbar zu machen und mittels Montagetechniken wechselweise zu dehnen, zu raffen und so effektvoll neu zu arrangieren. Über ihren scheinbaren Evidenzcharakter und ihr populäres Versprechen, Zeit, Vergänglichkeit und Vergessen zum Stillstand zu bringen, hinaus, evozieren filmische und fotografische Bilder immer auch eigene temporale Ordnungen. In medienanalytischen, praxeologischen, archivischen sowie intermedialen Perspektiven geht das Panel ausgewählten temporalen Facetten beider Medien nach.

 

Dr. Torsten Näser (Göttingen)

Zwischen Leben und Tod. Zur Konstruktion temporaler Ordnungen von ­Fotografien im Film

Torsten Näser (Göttingen) geht der Frage nach, wie trotz medienhistorischer und -ontologischer Analogien zwischen beiden Medien, Fotografie und Film differente Ordnungen von Temporalität aufrufen. Während Film dabei als ephemer gilt und oft mit „Leben“ assoziiert wird, ist die Theoriegeschichte der Fotografie durch eine auffallende Todesmetaphorik gekennzeichnet. Welche spezifischen temporalen Ordnungen sich daraus ableiten und welche medialen Wechselwirkungen zwischen ihnen entstehen können, lotet der Beitrag am Beispiel von Filmen aus, die sich Fotograf*innen und ihren Bildern zuwenden. Wie genau Fotografien dabei inszeniert werden, steht im Zentrum dieses filmanalytischen Beitrags.

 

Nathalie Knöhr MA (Dresden)

Zeit im Fokus. Erinnerungskulturelle und historiografische Praktiken eines Fotoclubs

Nathalie Knöhr (Dresden) nähert sich mit einem praxeologischen Zugang dem Konnex aus Amateurfotografie, Erinnerungskultur und Visualisierungen von Lokal- und Zeitgeschichte. Ausgangspunkt ist das 70-jährige Jubiläum der „Freiberger Fotofreunde“, die mit ihrem Beitrag zur Ausstellung „Freiberg 30 Jahre nach der Wende“ im Oktober 2020 zugleich ein Stück Zeitgeschichte reflektieren. Welche Bedeutung erinnerungskulturelle Praktiken für den Fotoclub als community of visual practice haben, steht dabei im Fokus. Ferner diskutiert der Beitrag, welche Bedeutung der Fotoclub für das visuelle Gedächtnis der sächsischen Berg- und Universitätsstadt Freiberg in Sachsen hat. Der Beitrag basiert auf Interviews und teilnehmender Beobachtung sowie fotografischen Arbeiten.

 

Nadine Kulbe MA (Dresden)

Festhalten! Zukunftsorientierte Praktiken in der Amateurfotografie

Welchen Einfluss die Antizipation von Zukunft auf Praktiken der Amateurfotografie hat, untersucht Nadine Kulbe (Dresden). Basierend auf Interviews mit und Archivsichtungen bei Amateurfotograf*innen des Clubs „Freiberger Fotofreunde“ sollen Facetten des Sicherns und Kontrollierens herausgearbeitet werden. Im Mittelpunkt stehen die Motivationen, Strategien, Praktiken und Medien der privaten Überlieferungsbildung. Im Unterschied zu institutionalisierten Archiven verwahren die Mitglieder ihre eigenen Fotografien – mit Blick auf die Zukunft, im Bewusstsein um die Vergänglichkeit von Wissen und im Bemühen um den Erhalt individueller Leistungen. Im Vortrag soll nach der Hoheit über das eigene Archiv, dessen Nutzung und aktuelle sowie zukünftige Deutungen gefragt werden. Konzepte des Nachlassens spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Frage, welche Kriterien und Praktiken des Archivierens Anwendung finden.

 

Prof. Dr. Alexa Färber (Wien /AUT)

Stillstellen? Zeitlichkeiten multimodaler Arbeitsweisen mit Film und ­Fotografie

Im Beitrag von Alexa Färber (Wien) wird Temporalität von Fotografie und Film als Frage der Intermedialität diskutiert. Dabei werden die Autonomie und potenzielle Abgeschlossenheit beider Medien ihrer multimodalen Verwobenheit gegenübergestellt. Am Beispiel des installativen Archivs „Re-Prises: faire exister une archive visuelle de trente ans avec ses photographes“, das aus Diashow/Bildschirmen, Fotoausdrucken/Archivmöbelstück, Textpanels und Filmprojektionen bestand und heute eine Website ist, geht Färber der Frage nach, inwiefern hier medienspezifische Zeitlichkeiten integriert und gleichzeitig verändert werden. Gerade in multimodalen Arbeitsweisen, wie der des Forschungsnetzwerks „Penser l’urbain par l’image“, trägt eine Klärung der „Medienzeiten“ dazu bei, die jeweiligen Rollen und Potenziale der Beteiligten genauer zu bestimmen.

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