Plenarvortrag II

Prof. Dr. Silvy Chakkalakal (Berlin)

Fragile Futures. Das Noch-Nicht in der Kulturanalyse

Zukunft ist in aller Munde und das schon seit einiger Zeit. Der Boom der Zukunft geht zeitgleich mit ihrer Krise einher. Dabei macht auch die andauernde Eskalation und Akkumulation von globalen Krisen – Flüchtlingskrise, Finanzkrise, Klimakrise, Coronakrise und nicht zuletzt die Krise der Demokratie – Praktiken des Zukunft-Machens im Alltag sichtbarer, wie beispielsweise das Berechnen und Prognostizieren von Risiko. Die Konstellation Zukunft als Krise spiegelt ein bekanntes Muster aus Kontexten wider, in denen Krise schon lange eine normalisierte Lebensweise ist, „Where ‚crisis‘ and the ‚everyday‘ are not so neatly separable“ (Bhan et. al., 2020). In meinem Beitrag gehe ich Beobachtungen zu einem spekulativen Zeitgefühl in Kulturtheorie und -praxis nach, das interessanterweise auch in der Wiederentdeckung Ernst Blochs sichtbar wird. Dabei interessieren mich insbesondere Antizipation und Spekulation, die als neuere Paradigmen kulturanthropologischer Forschung verhandelt werden. Meine Auswertung stützt sich auf Material, das ich auf den miteinander verschränkten Feldern von Populärer Kultur, Literatur und Kulturtheorie erhebe. Meine Analyse geht dabei von der epistemologischen Verknüpfung dieser drei Bereiche aus, ein Verständnis, das meine bisherige Forschungsarbeit kennzeichnet. Antizipation und Spekulation sollen dabei nicht affirmativ erforscht, sondern einer kritischen Befragung und historischen Figurierung unterzogen werden.

Bhan, G., Caldeira, T., Gillespie, K., and S. Abdoumaliq (2020). The Pandemic, Southern Urbanisms and Collective Life. Society and Space. https://www.societyandspace.org/articles/the-pandemic-southern-urbanisms-and-collective-life.

Bloch, E. (1985). Spuren. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

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