Aleatorisches Design: Der beabsichtigte Zufall im Designprozess
Prof. Dr. Alexander Schwinghammer (St. Pölten/AUT)
Wie ist das mit Gestaltungsprozessen? In der populären Wahrnehmung wird ihnen gerne ein klarer deterministischer Aufbau zugesprochen, ganz im Sinne eines technizistischen Paradigmas. Oder sie werden im Feld eines eher obskuren Bilds von Kreativität vermutet, die nicht preisgibt, was sie eigentlich ausmacht. Ein wenig von beidem flankiert das Thema dieses Vortrags, und doch soll hier eine weitere Perspektive vorgestellt werden. Dieser Vortrag fokussiert die Integration des intendierten Zufalls im Design.
Tatsächlich spielt intendierte Zufälligkeit hier eine wichtige Rolle. Designmethoden wie Z-box, Kontextkombination oder Inspirationskarten sind nicht nur Beispiele für einen spielerischen Umgang mit Entwerfen oder für Kreativitätstechniken, die den Gestaltungsprozess in Gang bringen sollen. Sie sind Merkmal für eine Implementierung des Aleatorischen als Bestandteil des Designs. Häufig als Alternative zu Routinen und der Re-Kreation erwartbarer Ergebnisse ins Feld geführt, verspricht die Aufwertung des Zufalls zur Methode eine neue Möglichkeit kreative Prozesse zu fördern und gerade das Unerwartete zu ermöglichen. Indem der Zufall das Gewohnte in Frage stellt, führt er dazu, kreative Lösungsansätze zu finden und mit innovativen Ideen zu experimentieren. Das Design bedient sich hier nicht zuletzt bei künstlerischen Ansätzen, die den Zufall in das Feld der Kunst zu integrieren.
Kulturwissenschaftliche Positionen bieten hier eine Perspektive, um aleatorische Techniken als Praxisform des Designs zu betrachten. Gerade die häufig auftretende Hervorhebung des „Spielerischen“ im Entwurfsprozess macht die Anschlussfähigkeit der empirischen Kulturwissenschaft an dieses Feld deutlich. Kulturanthropologische Forschung zu Spiel und Spielen liefern hier zentrale Wissensbestände, um eine theoretische Grundierung von „Zufall als Designmethode“ vorzunehmen.