Sektion_2_C

Dr. Anna Oechslen (Hamburg/Berlin)
Im Dazwischen. Kontingenz und Zukunftsorientierungen geflüchteter Menschen

Im Beitrag wird die Zeitschrift als Archiv und Ort der Wissensproduktion verstanden. Auf Grundlage vergleichender Inhaltsanalysen wird nach den Krisen und Konjunkturen der Alltagsdinge im Magazin gefragt. Aus dem eigenen Heimatland zu fliehen, bedeutet, vieles zurückzulassen – Menschen, die Wohnung, den Arbeitsplatz – und sich Ungewissheit auszusetzen. Vor diesem Hintergrund beschäftige ich mich in meinem Beitrag mit der Frage, wie Unsicherheit und Kontingenz die Zukunftsorientierungen und Ziele aus der Ukraine geflüchteter Menschen in Berlin und Brandenburg prägen.

Ich nähere mich dem Thema über Erwerbsarbeit an, die in einem ‚workfare state‘ eng mit Aufenthaltsaussichten verknüpft ist (Riedner/Hess 2024). Zu Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine 2022 hofften viele noch, nur für eine kurze Übergangsphase in Deutschland Schutz suchen zu müssen. Digitale Arrangements ermöglichten es einigen, ihrer Arbeit dort auch aus der Ferne weiter nachzugehen und so ein wenig Kontinuität zu gewinnen. Doch mit dem Anhalten dieser Übergangsphase über mehrere Jahre hinweg stellen sich neue Fragen: wie sehr sich einrichten und auf eine Zukunft in Deutschland hinarbeiten? Welche neuen Verbindungen knüpfen, auch auf Kosten bestehender?

Kontingenz entsteht für die Geflüchteten durch die Unwägbarkeiten des Krieges, aber auch durch Migrationsregime: Ihr Schutzstatus in Deutschland ist zeitlich begrenzt und an oft unübersichtliche Faktoren geknüpft. Aufbauend auf Bryant/Knight (2019) betrachte ich die Zukunftsorientierungen Geflüchteter aus der Perspektive von individuellen und kollektiven ‚overlapping timespaces‘, die ihr Alltagshandeln strukturieren und mit sich überschneidenden, aber auch konfligierenden Zielen einhergehen.

Der Beitrag entsteht im Rahmen des Horizon Europe-Projektes REMAKING, das sich mit den Auswirkungen von Remote Work auf sozialer, wirtschaftlicher und räumlicher Ebene befasst. In einer gemeinsamen Fallstudie mit Projektpartner*innen aus Prag und Kiew erforsche ich durch teilnehmende Beobachtungen und Interviews den Arbeitsalltag von Menschen, die nach ihrer Flucht aus der Ukraine über nationale Grenzen hinweg arbeiten.

Christian-Albrechts-Universität Kiel

TU Dortmund, Emil-Figge-Straße 50 (Foto: Roland Baege)
TU Dortmund, Emil-Figge-Straße 50 (Foto: Roland Baege)

Veranstaltungsgebäude 2

Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund
Dietrich-Keuning-Haus, Dortmund